EVE, GNOME, Proton und Plasma

1051 Wörter / ~4 Min ~13 Sek

Nobara Linux mit KDE Plasma 6 und WhiteSur Theme

EVE Online unter Linux ist normalerweise kein Problem. Seit Jahren spiele ich es ohne nennenswerte Zwischenfälle auf meinem Gaming-Rig. Genutzt habe ich dabei immer ein auf Ubuntu basierendes POP!_OS von System76. Ich war immer sehr zufrieden. Vor allem die GNOME-Oberfläche hatte es mir sehr angetan. Wer seinen Rechner für’s streaming und Gaming nutzt, macht mit POP!_OS definitiv nichts falsch.

Probleme

Dennoch gab es ein paar Dinge, bei denen ich mir dachte „Das muss doch besser gehen“. Um andere Distributionen wie zum Beispiel Arch oder das auch Arch basierende Manjaro-Linux machte ich immer einen Bogen. Ich wollte es mit dem „Frickeln“ nicht zu sehr übertreiben. Auch Fedora fiel immer mal in mein Blickfeld. Der Druck war jedoch nie groß genug, mal etwas anderes auszuprobieren. Für den notwendigen Druck sollten aber dann Software-Entwickler bald sorgen.

Nobara Linux mit GNOME 48 Desktop

Nach und nach fingen die Probleme an. Das letzte Update des EVE-Online Launchers zerlegte denselbigen. Er startete nicht mehr. Das Problem konnte nur umgangen werden, wenn man den aktuellen Launcher 1.10.0 durch den alten Launcher 1.9.4 in Steam auf Dateiebene ersetzte. Man musste also händisch etwas durch die Gegend kopieren. Okay, EVE Online ist kein Linux Game. Da muss man ab und an mal fummeln. Also keine große Sache. Dennoch machte ich eine Kerbe in meinem Stock.

Win98 Feeling

Dann erschien Proton 10 und ich, der immer das aktuelle GE-Proton nutzt, aktualisierte sofort. Als ich EVE startete, wurde mir spontan sehr übel und ich übergab mich spontan auf meinen Monitor. Das was ich da sah, warf mich knapp 30 Jahre zurück. Ich spiele EVE Online im Fenstermodus auf dem Ultrawide-Desktop. GNOME hat wirklich hübsche Fensterrahmen, welche von Proton auch verwendet wurden. EVE sah toll aus und bettete sich perfekt in den Desktop ein. Und dann traf ein Proton-Entwickler eine folgenschwere Entscheidung…

HACK: winex11: Disable host window decorations with Mutter.Mutter is utterly broken when changing decorations. It’s better not to have decorations at all and use Windows frames for the very few cases they would still be visible.

Quelle Valve/Proton: KLICK

Fenstermodus mit Proton 9-27
Fenstermodus mit Proton 10-3

Die „Windows Decoration“ wurde für auf „Mutter“ basierende Systeme von den Wine-Entwicklern deaktiviert. Der Grund ist „Mutter“. Mutter ist der Fenstermanager unter GNOME. Dieser ist lt. der Wine-Entwickler „utterly broken“ und sorgt dafür, dass manche Windows-Spiele einfach nicht sauber laufen. Aus diesem Grunde hat man die Window-Decoration für GNOME deaktiviert.

Das Ergebnis ist, dass alle Games im Fenstermodus aussehen, als würden Sie in einem Fenster von Windows 98 laufen. Nachdem ich das Ausgegöbelte Mittagessen mühsam von meinem Monitor gewischt hatte, machte ich mich auf den Weg, um für dieses ekelige Optikproblem eine Lösung zu finden, aber egal was ich versucht habe, nichts sorgte dafür, dass diese ekeligen Rahmen von meinen Spielen verschwanden.

Man muss wissen, ich spiele auf einem Ultrawide-Monitor mit einer Auflösung von 3340×1440 Pixeln. Ich nutze auch nur diesen einen Monitor und habe es mir angewöhnt, neben dem Game, welches ich zocke, noch Teamspeak, Discord und ggfs. auch OBS Studio am laufen zu haben. Auch wenn ich EVE mit einem maximierten Fenster spiele kann ich so schnell z.B. auf meinen Launcher zugreifen. Das hat sich einfach so bei mir eingebürgert. Fullscreen und dann mit ALT+TAB herumfriemeln ist nicht so mein Ding.

Nobara Linux

Was konnte ich also tun? Da mich an POP!_OS so einige Kleinigkeiten ärgerten, dachte ich, es wäre mal an der Zeit, eine andere Linux Distribution anzuschauen. Da mein Fokus auf Gaming und Streaming liegt, war die Entscheidung schnell getroffen. Nobara Linux sollte es sein. Nobara basiert auf Fedora Linux und hat den Fokus genau da wo ich ihn brauche. Gaming und Streaming. Außerdem ist der Dude, der GE-Proton entwickelt im Nobara-Team. Was kann denn da noch schief gehen?

Der Haken: Ich musste GNOME goodbye sagen, denn auch eine neue Linux-Distribution würde mein Fensterproblem nicht lösen. Der Grund für mein Problem lag ja an GNOME. Ich würde mich also gezwungenermaßen mit KDE Plasma 6 beschäftigen müssen, welches ich gefühlt zuletzt vor zehn Jahren mal bedient habe. Die Alternative wäre die Installation von Windows gewesen. Ich lachte kurz und kramte einen USB-Stick hervor, auf welchem ich ein aktuelles Linux ziehen würde…

KDE 6 Plasma 6 mit WhiteSur Theme und 165FPS in EVE Online

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich am Sonntag zwischen POP!_OS, Nobara mit GNOME 48 und Nobara mit KDE Plasma 6 heruminstalliert habe. Irgendwie wollte es mir nicht gefallen. Ein paar mal habe ich einen Rollback auf POP!_OS gemacht, nur um dann festzustellen, dass ich da nicht bleiben kann. Das Problem war GNOME. GNOME ist toll, aber mit Wayland als Displaymanager und den Neuerungen bei Wine bzw. Proton war ich gezwungen, aus meiner Comfortzone heraus zu kommen und was neues zu probieren.

Ich setze mich an den Rechner und kämpfte mit KDE Plasma. Nach langem Hin und Her, viel Schweiß und vielen Wutanfällen, samt einiger Zeit in Embryonalstellung daumennuckelnd auf dem Boden habe ich es dann doch endlich geschafft, den KDE Plasma 6 Desktop so zu bauen, wie ich ihn haben will.

EVE Online in KDE Plasma

Auch EVE Online im Fenstermodus sieht wieder sexy aus und was mich total überrascht hatte ist, dass ich unter KDE Plasma 6 in EVE Online stabil 165FPS habe. Das war unter GNOME immer so ~100FPS. Da mein Monitor nur 165Hz hat, sind 165FPS das Maximum wenn man auf Interval One unterwegs ist. Hier ist KDE Plasma also um einiges flotter unterwegs als GNOME, was mich sehr freut. An Nobara allein kann es nicht liegen, denn Nobara mit GNOME 48 war EVE genau so langsam wie POP!_OS mit GNOME.

Das Ergebnis kann sich nun langsam sehen lassen und ich finde mich auch in Plasma halbwegs gut zurecht. Erschlagen hat mich ein wenig die Skalierbarkeit von KDE Plasma. Da kann man echt jeden Pups konfigurieren. Ich werde noch einige Monde brauchen, mich da umzuschauen.

Ich fühle mich so ein wenig wie damals beim Umstieg von Windows 10 auf Linux. Man muss sich aus seiner Comfortzone wagen und sich mal was trauen. Der Software eine Chance geben und willens sein, etwas neues zu lernen. Am Ende wird man aber belohnt. KDE Plasma 6 fängt an mir langsam zu gefallen. Ich bin nun gespannt, wie es beim Streamen performen wird. Wir werden sehen. Vielleicht am Wochenende, wenn ich mit meinem Alt ein paar Abyssal-Sites fliege.

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