EVE Frontier: Nix für mich

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Dafür ist mein IQ zu niedrig: EVE Frontier

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich habe in meinem Leben noch nie ein Survival-Game gespielt. Ich habe immer mal Leuten zugeschaut, die Games wie Ark oder No Mans Sky gespielt haben. Interessant fand ich es allemal, doch getraut eines zu spielen, habe ich mich nie.

Als ich zum ersten Mal von EVE Frontier hörte, konnte ich mir nicht wirklich einen Reim darauf machen, was zum Geier das für ein Game sein sollte. Erst als der gute Eshtir das Game in seinem äußerst lesenswerten Blog Beitrag beleuchtet hatte, war meine Neugier geweckt und irgendwann, als wieder ein kostenloser Playtest anstand, machte ich mich daran, das Spiel mal anzutesten. Ich hatte nicht mal ansatzweise Ahnung, auf was ich mich eingelassen hatte. Warum? Weil ich Eshtirs Blogbeitrag nur überflogen und nicht gelesen habe.

Mein erster Kontakt mit EVE Frontier

Schon vor einiger Zeit hatte ich ein Tutorial geschrieben, mit dem man EVE Frontier unter Linux unter Zuhilfenahme von Steam und GE-Proton zum Laufen bekommt. Ich hatte es zwar damals zum Laufen bekommen, es jedoch nie wirklich gespielt. Für mich war das „ans Laufen bekommen“ die eigentliche Challenge. Hätte ich es damals schon angespielt, hätte ich schon lange gewusst, dass dieses Spiel nichts für ein einfaches Gemüt, wie das meine ist.

Linux zum Laufen gebracht – aber nicht mich selbst

Also war es letzte Woche, als ich anhand meiner eigenen Anleitung nun endlich Frontier installierte, startete und voller Freude los legte. Die Ernüchterung setzte schnell ein. Ein klein wenig fühlte ich mich, wie damals in EVE Online 2005. Damals wurde man nicht mit einem Tutorial ins Game eingeführt. Es gab das Nötigste und dann „Welcome to EVE Online and now: Fuck you“. EVE war damals nur etwas für Leute, die auf Schmerzen stehen und zu wenig Geld für eine Domina haben.

Ungefähr dieses Gefühl beschlich mich dann auch in Frontier. Da stand ich nun in meinem kleinen Raumschiff und einem Userinterface, welches vermutlich von einem Schimpansen auf Crack designed wurde. Intuitiv findet man da nur den Button zum Verlassen des Games. Der Rest versteckt sich hinter wirklich abgefahrenen Icons. Dennoch erinnert einen auf der anderen Seite vieles an EVE Online.

Tutorial oder Folter? Du entscheidest.

Mit kurzen und knappen Tipps wird man dazu angeregt, Asteroiden zu suchen, Krempel abzubauen und Dinge herzustellen. Das Ziel des – wenn wir es mal so – Tutorials ist es, das Schiff, in welchem man sitzt, durch ein anderes Schiff zu ersetzen, mit dem man dieses Sternensystem verlassen kann. Doch bis man dieses Stadium erreicht hat, zieht viel Zeit ins Land und der ein oder andere Mond geht auf und unter.

Ich als typischer Körperklaus struggelte ganz hart mit dem Userinterface und die Instruktionen des – nennen wir es mal so – Tutorials waren mitunter sehr sparsam. Menschen wie ich, die zuvor nie wirklich ein Survival-Game gezockt hatten, kommen sich in der ersten Stunde erst mal ziemlich verloren vor. Ich bin mir aber sicher, dass Fans dieses Genres absolut kein Problem damit haben. Schön, dass es Profis abholt, schade dass es Newbies erst mal vor das Bein tritt und einem dann noch eine Kopfnuss verpasst.

Ohne die Hilfe meiner Zuschauer im Stream hätte ich es nicht mal geschafft, D1-Treibstoff für mein Raumschiff zu produzieren, denn im Gegensatz zu EVE Online muss man hier sein Raumschiff tanken. Geht einem der Sprit aus, war’s das. Dann ist der Ofen aus. Self Destruct und dann wieder von vorn anfangen.

Zwei Tobsuchtsanfälle und einen Nervenzusammenbruch später und vor allem dank der Hilfe von Eshtir, schaffte ich dann das meiste und war in der Lage, eine Produktionsstätte zu bauen, den Sprit herzustellen und am Ende sogar noch ein Lager und eine Unterkunft in Form eines riesigen Golfballs zu bauen. Ich kam also langsam in den Flow. Dennoch fühlte sich das Game nach etwas an, was ich in meinem RL schon zu Genüge hatte: ARBEIT.

Du willst auf’s Klo? Dann musst du dir eins bauen – aber bevor du deinen Lokus nutzen kannst, musst du erst einmal lernen, wie man Materialien abbaut. Die Keramik musst du herstellen, damit am Ende ein funktionierendes Scheißhaus entsteht – alles Teil des EVE Frontier Survival-Gameplays.

Und selbst wenn du das Ding endlich gebaut hast, kannst du es nicht sofort nutzen: Du brauchst eine Kloplülung, damit der Quellmann auch wirklich runtergespült wird. So dreht sich das EVE Frontier Gameplay ständig im Kreis – abbauen, herstellen, wieder abbauen, wieder herstellen.

Viel Spaß beim Erfinden der Wasserspülung! Du landest schnell wieder im Grind, genau wie bei „Finde Wasser, baue es ab und verarbeite es mit den richtigen Werkzeugen“, nur um dann wieder von vorne anzufangen. Uaaaaaaaaah – aber ich schweife ein wenig ab.

Mit anderen Worten: Das Game fühlt sich an, wie Arbeit. Spaß hatte ich zwar schon dabei, wenn ich endlich sowas wie ein Klo hergestellt hatte, aber rückblickend habe ich gar nicht wirklich gespielt, sondern nur die ganze Zeit Mineralien abgebaut, raffiniert und daraus Dinge gebaut, nur um dann festzustellen, dass ich daraufhin wieder den Zyklus von vorne beginne. Man bewegt sich quasi immer in einer Schleife aus Abbau, Aufbereitung und Produktion von Dingen.

Vom Stolz zum Stranden

Nach ungefähr drei Stunden hatte ich den Krempel zusammen, den ich für den Bau meines neuen Superduper-Raumschiffs benötigte und ich muss sagen, ich war stolz wie Oskar, dass der Hobel endlich fertig war. Ich saß den Cognacschwenker in der Hand auf meinem nagelneuen Pilotensitz in meinem sprungfähigen nagelneuen Raumschiff und dachte „Jetzt geht die Post ab“. Ich zündete meinen Sprungantrieb, es machte „plöpp“ und ich landete in einem neuen und mir unbekannten Sternensystem.

Geilo. Da war ich nun. Ich fühlte mich, wie Tom Hanks, als er in Castaway das erste mal Feuer gemach hatte. Jetzt stünde mir die Welt offen. Nimm das, elender Grind. Ich habe dich besiegt. Stolz lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. Survival Games? Was war denn daran so schwer? Hat mich doch nur drei Stunden gekostet, ein Raumschiff zu bauen.

Dann bemerkte ich das Wrack eines anderen Piloten. Ich dachte nur: Hey, freies Loot. Klasse. Nehm ich und noch während ich den Kollegen plünderte, bemerkte ich den Grund für die Anwesenheit dieses Wracks und somit auch meinen Fehler.

In diesem Sternensystem gab es nur zwei Asteroidengürtel, die beide keine Grundstoffe für die Produktion von Treibstoff boten. Weder für den Warp, noch für einen Sprung in ein anderes Sternensystem. Ich war hier, genau wie der Dude, dessen Schiff ich gerade auseinanderpflückte, gestrandet.

Drei Stunden harte Arbeit, Tränen und Schweiß für den Arsch. Panisch flog ich durch das Sternensystem. Hatte ich etwas übersehen? Gab es nicht irgendwo doch die Möglichkeit, Treibstoff herzustellen? Nein! Ich war am Arsch. Ich war geliefert. Ich war dort gestrandet und hatte keine Chance darauf, hier wieder raus zu kommen.

Mein Fehler war es nicht, in dieses System zu springen. Meinen Fehler hatte ich tatsächlich im Staging-System gemacht. Ich hatte meinen Tank nicht voll gemacht. So einfach war das. Der Kollege, den ich zuvor gelooted hatte, hatte vermutlich den selben Fehler begangen, wie ich. Vermutlich war ich nicht der Einzige, dem dieser blöde Fehler unterlaufen war.

Bild von Helge Schneider

Mein Fazit: Arbeit statt Abenteuer

Dieses Game ist nichts für mich. Das ist eher etwas für Menschen, die auch beim spielen von Factorio oder No Mans Sky ein feuchtes Höschen bekommen. Ich bin dazu einfach zu dumm. Man muss komplexe Abläufe im Kopf haben und man muss wirklich alle Texte sehr aufmerksam lesen. Leute wie ich, die alles nur mit der halben Hose machen und Texte nur überfliegen, werden in diesem Game schnell einen Deluxe-Frustlevel erreichen und die Brocken hinwerfen.

Darüber hinaus erinnert mich Frontier zu sehr an Arbeit. Eigentlich arbeitet man die ganze Zeit, um Dinge zu bauen, die einem dann ermöglich andere Dinge zu bauen, nachdem man dafür aber erst mal das halbe Sonnensystem leergeräumt hat.

Das Ganze ist natürlich viel komplexer, als ich es hier darstelle. Also nehmt mich bitte nicht als Entscheidungshilfe. Schaut euch das Game selbst an und entscheidet, ob ihr es mögt oder nicht. Für mich ist es nichts. Wenn’s kostenlos herauskommt, oder wenn es als AddOn für Omega Subs in EVE Online kommen würde, okay. Dann würde ich mein Glück ab und an mal versuchen. Geld ausgeben würde ich dafür jedoch nicht.

Wenn ihr wirklich einen sehr ausführlichen und sehr objektiven Bericht über Frontier lesen möchtet, dann besucht bitte meinen Kollegen Eshtir. Der hat gerade das Thema Frontier sehr ausführlich aufgearbeitet. Auch ich werde mir das Ding jetzt mal in Ruhe geben und es nicht nur überfliegen, und danach gebe ich Frontier noch eine weitere Chance, mich zu überzeugen.

Ach ja, an die Leute, die das User-Interface von Frontier entwickelt haben: Ich habe keine Ahnung, was ihr geraucht hattet, als ihr DAS entwickelt habt, aber lasst mich euch eines sagen: ES IST NICHT GEIL! Bitte ändert das, damit auch normale Menschen das Spiel intuitiv bedienen können. Ich dachte schon immer, dass das EVE UI wild wäre, aber da hat definitiv jemand gesagt „Hold my Beer“.

LINK: Dein erster Tag in EVE Frontier von Eshtir

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