Durchs reden, kommen die Leut zusammen

1335 Wörter / ~5min.21 Sekunden / Autor: AUTsmarted

Mit dem Spruch bekommt man in meinem Heimatland – Österreich – wohl jeden dazu, zustimmend den Kopf zu nicken. Nirgendwo anders gilt das für mich so sehr, wie in Eve Online.

Seit Jahren erlebe ich die wildesten Geschichten nur deshalb, weil ich die penetrante Angewohnheit habe, ständig die Fresse offen zu haben. Ich lieb es für mein Leben zu reden und den Leuten ein Ohr abzukauen. Kann aber auch mal zuhören, gerade dann, wenn ich merke, dass mein Gegenüber Hilfe benötigt.

Und so kam es, dass ich eines ruhigen Nachmittags eine Haven mit meiner Tengu farmend eine 10/10er Eskalation bekam. Da ich diese nicht selbst fliege, habe ich Sie sofort auf unserem Allianz Discord zum Verkauf feilgeboten. Wie immer, meldete sich binnen Sekunden ein Käufer.

Da ich neu in der Allianz bin und gerne positiv auffallen will, verkaufe ich meine 10/10er immer ein bisschen unter Markpreis. Damit macht man sich beliebt und der Name bleibt beim Gegenüber hängen. Wie jeder weiß, wäscht eine Hand die andere und so sollte es auch diesmal wieder sein.

Bei dem Käufer handelte es sich um den netten Agent Fuse. Ein freundlicher Zeitgenosse, der mir schon bei meinem Finanzproblem aus dem letzten Blogbeitrag geholfen hatte. Da er sich an meine Dummheit erinnern konnte und wir beide erstmal herzhaft darüber lachen konnten, blieben wir ein wenig in der privaten Convo und teilten den ein oder anderen Schwank aus dem Eve Leben. Agent war etwas gestresst, da er wohl der Team Kapitän für irgendein Team war. Dieses Team hatte sich durch ein internes Drama wohl verkleinert und nun war Not am Mann.

Also bot ich – wie immer eigentlich – meine Hilfe an. Ich mein, wie stressig sollte das schon sein bitte. Ist ja nur Eve Online.

*Foreshaddowing*

Willkommen beim Alliance Tournament, ähh Captains Cup, nö… Dingens?

Der Charity Cup:

Wer sich das Ganze in englischer Sprache und qualitativ hochwertig geben will, kann gern beim guten Greybill vorbeischauen.

Link: Greybill

Für alle anderen hier die Zusammenfassung vom ultra Noob: Alliance Tournament für pseudo Elite Piloten wie mich oder die alte Garde die echt was draufhaben – wie ich eben nicht. Dabei treten Teams von 6 Spielern, mit 6 unterschiedlichen Schiffsklassen (Frig, Destroyer, Cruiser, Battlecruiser, etc) gegeneinander an und hauen sich aufs Fressbrett. Für die Gewinner gibt’s einen Preis. Das Ganze kommt live auf Twitch und als Topping werden Spenden für einen guten Zweck gesammelt. Aber wie gestaltet sich jetzt so ein Turnier? Wie sieht das Eve Leben eines Turnierspielers aus? Wie viel Zeit kann oder sollte man in sowas investieren?

Mein Fazit aus “Week 1 Charity Cup” Team für The Initiative.

Day 1 – Reality check.

Was ich bis zu dem Zeitpunkt nicht wusste. Es gab eine Anmeldefrist für die Piloten der jeweiligen Teams. Und diese war seit Tagen verstrichen. Wollt ihr wissen, wie sich das anfühlt?

Week 1&2 – Leugnen, Wut, Verhandeln, Depression, Akzeptanz

Ganz nach dem Kübler-Ross Modell sollte sich meine erste Woche im Charity Cup Team – von nun an CC-Team abgekürzt – gestalten. Ich war im Team. Wir hatten unser erstes Training mit dem Team von Brave und trafen uns auf Thunderdome für ein – so genanntes – scrimming Match. Erste Frage: „worin bist du gut AUTsmarted?“ Klare Sache. Logistik Pilot war immer meine große Liebe. Also durfte ich als Logi Pilot in einer Augoror Platz nehmen und anfangen Klarvierspielen zu lernen. Denn heilige Vorsorgeuntersuchung Batman. Würden die Gegner mir den Arsch aufreißen. Zweimal…

Stage one: Denial

Also räumte ich gedemütigt meinen Platz und machte ihn für meinen Kollegen Kazumi. Welcher seit beginn an als Logi Pilot für das Team flog und – gefühlt – den Spitznamen Doktor Octavius verdient hat. War ich wirklich so schlecht als Logi Pilot? Hatten mich die 2 ½ Jahre Eve pause so rostig werden lassen? Das konnte es doch nicht sein? War ich etwa „alt“ geworden?

Stage two: Anger

Ich wurde dann in die Rolle des E-War Piloten gesteckt, da ich dort gebraucht wurde und vielleicht was kleines, agiles für den Anfang besser geeignet sein müsste. Also Steckte ich mir eine Kitsune unter den Sitz und los ging der Spaß. Zumindest für wenige Sekunden, denn das gegnerische Team hatte so gar kein Bock auf „blue control Deck“ Marke Magic the gathering. Die Keres des anderen Teams sollte mich auf eine erbärmliche Aufschaltreichweite runter dämpfen, die Brutix navy und eine Vedmak würden sich dann an meinem kleinen unschuldigen Schiff vergehen. Und das 3 Runden infolge. Das ist Mobbing. Ich war so angefressen, weil ich absolut nichts dagegen tun konnte. *Grrrr sensor damps.*

Stage three: Bargaining

Nach dem ersten scrimming Match war ich frontal gegen eine klage Mauer geschallert. Ich war schlecht, ich war unfähig und ich war eine Zeitverschwendung für das Team. Dazu kam, dass Agent Fuse dem Team erzählt hatte, dass ich vor Jahren in einem echten AT Team mitflog. Was wohlwollend ausgelegt an eine Lüge grenzt. Mein Team damals waren die Jungs von NOIR. Bzw. The Network. Alte small gang PVP Hasen mit echtem Biss und Erfahrung. Ich war der Snackträger in des Teams. Mein Arsch gehörte in das B-Team. Auf die Ersatzbank und dort verharrte dieser auch. Alles was ich tat, war Background arbeiten. Komparse sein wenn man wen zum erschießen brauchte und sonst, sah man mich nie im Rampenlicht. Doch Fuse hatte den Jungs gesagt ich sei ein echter AT Pilot. Also war ich cooked. Aber was tun, wenn man als Pilot unfähig ist? Oja stimmt, da war ja noch etwas, dass ich gut konnte, Leuten meine Hilfe anbieten. Ich musste mir meinen Platz im CC-Team verdienen. Und Fuse als guter Team Kapitän wusste genau was noch zu tun war. Schiffe fitten, etwaige neue Kompositionen kreieren und testen, testen, testen. Also machte ich mich an die Arbeit zusammen mit Mouse – unserem „Shot Caller“.

Stage four: Depression

Als ich begann mir mal die vorhandenen Kompositionen anzusehen fand ich schnell heraus, dass keine davon zu 100% in Ordnung war. Falsche Dronen in der Bay, falsche Fittings abgespeichert auf Thunderdome, ineffiziente Prop-Mods, usw. Ich sah mir den Scherbenhaufen an und wollte einfach nur lachen. Da würde mir für die nächsten paar Wochen die Arbeit nie ausgehen. Perfekt, denn ich musste ja eh meine Existenzberechtigung verdienen. Das Lächeln im Gesicht würde mir jedoch sofort einfrieren. Denn als ich Mouse fragte, bis wann das eigentlich fertig sein sollte, war die Antwort: „unser erster echter Kampf ist in einer Woche. Ohh und wir brauchen noch eine komplette Maelstrom Komposition.“ Ja ne, is klar Digga.

Stage five: Acceptance

Am liebsten hätte ich genau da das Handtuch geschmissen. Bro, mehrere Wochen an mentaler und physischer Workload. Nichts war ordentlich, jeder bastelte irgendwo herum, unterschiedliche Schifffittings machten die Runde. Kann mich mal einer treten? Bitte. Achso ja stimmt und on Top off Friking everything hatten wir Deadline von einer Woche. In diesen Momenten bin ich froh, dass es sowas wie einen ADHS-Tunnel gibt.

Erstmal die drei „Comps“ die wir meistens flogen, auseinandernehmen und jedes Modul checken, mit dem offiziellen Reglement vergleichen, falsche Module raus, richtige Mods rein. Implantate checken, alle Fittings in Pyfa ziehen und die Daten statistisch auswerten. DPS, effektive Reichweite, EHP, Speed, E-War Risikoanalyse machen, eine Matrix dazu erstellen. Zwischendurch 3x die Woche für mind. 2h ein Scrim Match gegen Brave, Hardknocks und „some hydra guys“ wie es unser Kapitän so formschön sagte. Aso ja und Vollzeit arbeiten gehen nebenbei. Ein Workshop für den Job in München. Morgens um 0530 raus. 2 1/2h Autofahrt, dann arbeiten, 1445h abfahrt nach Hause, 1700h Ankunft daheim. 1900h nächster Termin fürs Scrim.

Vollgas ist ein Hilfsausdruck. Dessen sollte man sich klar sein, bevor man sich für ein Turnier anmeldet.

Doch Vollgas sollte sich bezahlt machen. Alle Fittings waren gesäubert, abgeglichen mit Thunderdome und gespeichert. Absolut nichts war dem Zufall überlassen. Agent Fuse fand noch die Zeit mir unter die Arme zu greifen und die Module so anzureihen, dass die Temperatur vom Überhitzen der Module ideal verteilt würde (und ja, das ist ein Thema). Freitag abends, 22 uhr waren wir fertig geworden mit allem. Perfektes Timing, denn Samstag 17:38ET würde unser erstes offizielles Match sein.

Live auf Twitch: KLICK

1 Kommentar

  1. Ein Wunderwerk des angewandten Wortes! Ich bin gespannt darauf wie INIT sich schlagen wird.
    Die Fitting-theoretische Grundlage scheint ja gelegt zu sein. 🙂

Kommentar verfassen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..